Aus im WBV-Pokal fühlt sich an wie ein Sieg

BG Harkortsee – Lippebaskets Werne 66:79 (26:42)

Nachbesprechung wenige Minuten nach der Schluss-Sirene. Für gewöhnlich spricht Kristina Flasch
zwei, drei konkrete Dinge an, die gut oder nicht gut waren. An denen gearbeitet werden muss oder
die beibehalten werden soll. Es sind nur sechs, sieben Sätze. Danach Hände zusammen. Feierabend.
Diesmal aber legt sie ihr Taktik-Brett an die Seite, legt die Hand in die Hüfte und sagt: „Ich will einfach
nur sagen, dass sich diese Niederlage wie ein Sieg anfühlt.“ Wohl wahr. Die 66:79-Pleite daheim im
WBV-Pokal gegen den Tabellenführer der zweiten Regionalliga, die Lippebaskets Werne, war ein
Match, in dem der unterlegene Landesligist sich bis an die Decke gestreckt hat. Und vielleicht wäre es
noch etwas enger geworden, wenn die BG Harkortsee sich nicht so eine schlechte Wurfquote im
zweiten Viertel geleistet hätte.

Marschroute: „Wir spielen das hier wie immer“

14:16 stand es nach Viertel eins. Der Zweitregionalligist wirkte einige Minuten ziemlich überrascht.
Denn die BGH warf ihm alles entgegen, was nicht auf Statsitik- und Scoutingbögen auftaucht. Kampf,
Wille, hohe Laufbereitschaft, Zusammenhalt – und sie drückte auf das Tempo und verteidigte den
Favoriten so knallhart wie eben möglich. Die Werner leisteten sich zwar keine Ballverluste, kassierten
aber Dreier und steckten viele mutige Drives ein. Mit etwas mehr Freiwurfglück hätte das Viertel
gewonnen werden müssen. So wie später das dritte. „Wir spielen das hier so wie immer“, hatte es im
BGH-Huddle vor dem Spiel geheißen. War da vielleicht sogar mehr drin?

Langsam. Basketball ist dann eben doch mehr als nur Kampf und Hitze. Denn Werne – und da
offenbart sich schon das erste Mal der Grund für den Klassenunterschied – blieb bei seinem Stiefel.
Konzentrierte Defense, Tempo nach vorne, konsequent Würfe nehmen. Die Werner trafen jetzt stark
von der Dreier-Linie. Und wenn sie nicht einnetzten, fischten sie die zweite Chance ab. Absolut
ärgerlich aus BGH-Sicht, aber in der Rückschau auch natürlich. Hier treten zweimal Training die
Woche gegen ständig Training die Woche an. Die große Anfangsaggressivität hinterließ Spuren.
Werne holte sich das Viertel 23:10. Harkortsee schoss die Lampen aus. 24:39 zur Pause. Es kommt
also doch alles so, wie prognostiziert.

Bis zum Ende dagegen gehalten

Nein! Warum nicht? Weil es letztlich egal ist, wer in die Adam-Halle reist und gegen die BGH antritt.
Erste Regio, Kreisliga – wo soll der Unterschied in der Herangehensweise sein? Blick in die Augen aller
Spieler in der Halbzeit-Besprechung, einzelne Zitate rausgefischt. Flo Reuter: „Das Spiel ist nicht
verloren, die Trefferquote wird zurückkommen.“ Leon Weiske: „Was wir noch alles eselig verlegt
haben!“ Und wie immer auf den Punkt von Mannschafts-Poet Max Kramer: „Können wir jetzt mal
bitte rausgehen und denen zeigen, wo es lang geht?“

Nun ja, das Endergebnis hatten wir ja vorweg genommen. Und vermutlich sind die Werner auch nicht
zurück auf die Autobahn gefahren und haben sich gesagt, dass sie jetzt endlich wissen, wo es lang
geht. Aber sie mussten fighten und alles geben. Und genau darum ging es. Denn die BGH kam wie
angestachelt aus der Pause. 19:13 ging das dritte Viertel an die Gastgeber. Die Knallhart-Defense war
zurück und viele Dinge, die den Wernern gar nicht schmeckten – in der Folge lamentierten sie mit
den Schiedsrichtern herum, blieben aber gefasst und cool. Auch ein Indiz für den Klassenunterschied.
Als das Spiel Anfang des vierten Viertel auf minus neun Punkte aus Sicht der BGH zurückkommt, muss
Wernes Coach Christoph Henke eine Auszeit nehmen. Zur Einordnung: Wer im klassentieferen Team
sieht, wie der Trainer des klassenhöheren Teams zornig eine Auszeit nehmen muss, begreift allein
das schon als Erfolg. Doch in dieser Auszeit muss Henke den Schalter gefunden haben, der sein Team
endgültig enteilen ließ. Werne klaute Bälle, rannte Fast-Break. Zwei-, dreimal hintereinander, zwei
gut herausgespielte Dreier dazu. Das Spiel wurde noch schneller, die BGH pustete.

Lob vom gegnerischen Coach

Da wo in der eigenen Liga in der Crunchtime oft noch der sechste Gang eingelegt werden kann, musste man jetzt
schon im dritten fahren. Werne ging mit 13 Punkten in Front und spielte diesen Vorsprung ins Ziel. Die
BGH hätte knapper spielen können – Werne hätte allerdings auch etwas höher gewinnen können.
Egal. Christoph henke übrigens äußerte sich in den lokalen Werner Medien später so, dass er
ohnehin kein einfaches Spiel gegen die BGH erwartet hätte und sich das auch bestätigt habe.
Knallhart hätten die Gastgeber gespielt. Und mutig. Wir geben gegnerischen Trainern nicht gern
Recht, aber in diesem Fall hat er es. „Und deshalb fühlt sich diese Partie wie ein Sieg an. Weil wir eine
Leistung gebracht haben, wie nicht vorauszuahnen war“, sagt BGH-Coach Kristina Flasch. Hände
zusammen. Feierabend. Der WBV-Pokal geht ohne uns weiter.

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